Lara liegt mit den Kindern der Kita bäuchlings auf dem Boden und hat sichtlich Spaß an ihren Spielen. Sie hat ihren Traumjob gefundden

Rheinland-Pfalz Traumjob trotz Beeinträchtigung – Lara arbeitet in der Kita in Bretzenheim

Stand: 05.05.2025 08:08 Uhr

Es war lange ihr Herzenswunsch, jetzt hat es Lara Germer geschafft: Sie ist feste Mitarbeiterin in der Kita Flitz-Kids in Bretzenheim im Kreis Bad Kreuznach - trotz ihrer Lernschwäche.

Jeder Mensch sollte die Möglichkeit erhalten, sich in der Gesellschaft einzubringen - unabhängig davon, welche Voraussetzungen er oder sie mitbringt. Am Europäischen Tag der Inklusion geht es darum, Menschen mit Behinderung eine Stimme zu geben und über Schwierigkeiten und Erfolge zu berichten. Die 25-jährige Lara ist ein gutes Beispiel für gelungene Inklusion.

In der Morgenrunde singen die Flitz-Kids gemeinsam ihr Begrüßungslied. Zwei Mädchen kuscheln sich an Lara Germer. Und sie strahlt. Seit 1. April 2025 ist sie feste Mitarbeiterin in der Kita Flitz-Kids. "Ich bin glücklich hier," sagt Lara.

Gelungene Inklusion: von den Werkstätten in die Kita

Seit Jahren hatte Lara (25) davon geträumt, mit Kindern zu arbeiten. Sie sei oft traurig gewesen, dass sie wegen ihrer Lernschwäche keine Erzieherin werden könne, erzählt sie. Stattdessen hatte sie die vergangenen Jahre in der Küche der Lebenshilfe Werkstätten gearbeitet.

Lara Germer steht strahlend vor der Kita Flitz-Kids in Bretzenheim. Sie hält den Daumen hoch.

Lara Germer hat trotz Lernschwäche ihren Traumjob in der Kita gefunden.

Sie sei mit der Arbeit dort unterfordert gewesen, sagt die junge Frau. Auch das Lebenshilfe Chancen-Zentrum und die Kita haben ihr mehr zugetraut und sie unterstützt. So konnte Lara Anfang des Jahres mit einem Praktikum in der Kita in Bretzenheim beginnen und sich bewähren.

Lara ist geschätzte Mitarbeiterin im Team der Kita

"Die Kinder lieben sie total," berichtet Erzieherin Nicole Böckle. Das sei von Anfang an so gewesen und Lara damit eine große Bereicherung für die Kindergartengruppe. Sie entlaste die Kolleginnen. Alle, auch die Eltern seien froh und dankbar, dass sie da sei, so Böckle.

Lara hat jetzt einen sogenannten ausgelagerten Werkvertrag, erklärt die Leiterin der Kita Tabea Kownatke. Das bedeutet, Lara ist weiter bei der Lebenshilfe angestellt und die Ortsgemeinde als Träger der Kita finanziert ihren Arbeitsplatz.

Lara Germer tanzt fröhlich mit den Kindern der Kindertagesstätte Flitz-Kids in Bretzenheim.

Inklusion - Lara Germer schafft den Sprung von den Werkstätten zu ihrem Traumjob in der Kindertagesstätte

Ich fühle mich wertgeschätzt. Lara Germer

Die Kinder freuen sich, wenn Lara mit ihnen spielt. "Das ist schön, dass Lara gerne auf uns aufpasst", sagt einer der Jungen. Sie spielen Verstecken oder sie spielen mit Puppen, sie tanzen zusammen oder Lara liest ihnen vor, erzählen die Kinder. All das macht Lara sichtlich Freude. "Ich fühle mich einfach wertgeschätzt. Sowohl von den Kindern als auch von den Mitarbeiterinnen," sagt sie.

Inklusion bietet Chancen für Alle

Ihr sei es wichtig, Hemmschwellen abzubauen, meint Kita-Leiterin Kownatke. Menschen mit und ohne Beeinträchtigung sollten dieselben Möglichkeiten haben. Im Alltag der Kindertagesstätte sei gar nicht zu merken, dass Lara eine Lernschwäche habe. Sie müsse schließlich kein Diktat schreiben und auch keine Matheaufgaben lösen.

Kownatke möchte gerne andere Betriebe und auch Unternehmen in der freien Wirtschaft dafür begeistern, einen Arbeitsplatz außerhalb der Werkstätten anzubieten. Davor müsse niemand Angst haben, sagt sie, denn das Chancen-Zentrum der Lebenshilfe unterstütze die Arbeitgeber auch langfristig.   

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