Ein Vermieter muss sich wegen unterlassener Hilfeleistung vor dem Amtsgericht Daun verantworten

Rheinland-Pfalz Mieter tot: Vermieter wegen unterlassener Hilfeleistung in Daun vor Gericht

Stand: 05.05.2025 20:59 Uhr

Warum musste ein Mieter sterben? Damit beschäftigt sich seit Montag das Amtsgericht Daun. Beim Prozess wurden nun erste Zeugen gehört. Noch immer ist nicht klar, was passiert war.

Auf der Anklagebank: ein 78-jähriger Mann, der Vermieter des mutmaßlichen Opfers. Er soll, so die Vorwürfe, seinem Mieter im Herbst 2023 unter anderem Strom, Wasser und Heizung abgestellt haben. Dann soll er das Schloss der Haustür ausgetauscht haben. Der 65 Jahre alte Mieter wurde in der Folge unterkühlt auf der Straße gefunden. Er starb an Herzversagen, möglicherweise in Kombination mit der Unterkühlung.

Anschließend soll der Vermieter die Wohnung des Mieters ausgeräumt haben. Deshalb ist er nicht nur wegen unterlassener Hilfeleistung, sondern auch wegen Diebstahls angeklagt.

Angeklagter ist schwerhörig

Der Angeklagte äußerte sich zum Prozessbeginn nicht zu den Vorwürfe der Staatsanwaltschaft. Sein Anwalt schloss aber nicht aus, dass er an den folgenden Prozesstagen aussagen wird. Der Angeklagte ist schwerhörig. Deshalb trug er heute im Gerichtssaal Kopfhörer. Die Aussagen wurden durch Mikrofone verstärkt. Trotzdem ist nicht klar, ob der Angeklagte alles verstanden hat. Deshalb sollen ihm die Zeugenaussagen beim nächsten Termin noch mal vorgelesen werden.

Vermieter auf Anklagebank: "Hat Vorwürfe nicht richtig verstanden"

Wer hat Strom und Wasser abgestellt?

Die Tochter des Toten berichtete als Zeugin vor Gericht, wie sie nach dem Tod des Vaters über ein Fenster in dessen Wohnung eingestiegen war, weil der Schlüssel, den sie von der Polizei bekommen hatte, nicht in die Haustür passte.

In der Wohnung sei es kalt gewesen und so chaotisch, wie sie es von ihrem Vater nicht gekannt habe. Strom und Wasser hätten nicht funktioniert. Fraglich ist, ob der Vermieter Strom und Wasser abgestellt hatte. Möglicherweise wurde der Strom aber auch vom Versorger wegen Zahlungsrückständen des Mieters abgeschaltet.

Zeuge schildert Willkür des Vermieters

Ein anderer Zeuge, der gesetzliche Betreuer eines anderen Mieters in dem Haus, zeichnete das Bild eines Vermieters, der anscheinend willkürlich Strom, Wasser und Heizung abstellte und das Türschloss austauschte, wenn er Ärger mit seinen Mietern hatte.

Toter Mieter hatte Vorerkrankungen

Gehört wurde auch die Frau, die den Mieter unterkühlt an einer Tankstelle gefunden hatte. Sie konnte sich nicht mehr an viel erinnern. Aus Protokollen, die die Richterin vorlas, ging hervor, dass der Mann zu diesem Zeitpunkt eine Körpertemperatur von 29 Grad hatte. Er war dann bald darauf gestorben.

Die Obduktion hat ergeben, dass der Mann verwahrlost und gesundheitlich angeschlagen war. Er wog nur noch 30 Kilogramm, roch nach Nikotin und Alkohol, hatte mehrere Erkrankungen der Lunge, des Herzens, des Enddarms, der Leber und des Hirns.

Wie es wirklich zu seinem Tod kam, muss in den zwei weiteren Verhandlungsterminen geklärt werden. Dann sollen weitere Zeugen gehört werden.

Sendung am Mo., 5.5.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Rheinland-Pfalz, SWR RP