
Niedersachsen 100.000 Menschen beim Kirchentag: Und was ist mit der Sicherheit?
Der Evangelische Kirchentag bringt alle zwei Jahre 100.000 Menschen zusammen, um gemeinsam zu feiern und zu diskutieren. Doch wie sicher ist die Großveranstaltung in Hannover nach den Anschlägen von Magdeburg und Mannheim?
Feuer, Massenpanik, Terroranschläge, Hitze oder Unwetter - es gibt viele Szenarien, auf die sich Behörden und Kirchentag vorbereiten müssen. Zwei Jahre lang wurde geplant und organisiert, bestehende Konzepte wurden immer wieder angepasst. Insgesamt zeigen sich alle Beteiligten zurückhaltend, wenn es um Informationen zur Sicherheit beim Kirchentag geht, der heute in Hannover beginnt. Hundertprozentige Sicherheit könne es nicht geben, sagt Kirchentagssprecher Mario Zeißig.
Man müsse den Kirchentag so sicher wie möglich gestalten. "1.500 Veranstaltungen, die vielfach im öffentlichen Raum stattfinden - dort bewegen sich ja auch andere Menschen -, können wir nicht hermetisch abriegeln", so Zeißig. Die Sicherheit könne nur so gut wie möglich vorgehalten werden. "Wie im Alltag auch", sagt der Sprecher. Die Dimensionen des Kirchentags sind dagegen alles andere als alltäglich, die Sicherheitskonzepte entsprechend umfangreich.
Viele Maßnahmen, wenige Informationen für die Öffentlichkeit
Mehrere Aktenordner dick soll das Sicherheitskonzept für den Evangelischen Kirchentag in Hannover sein. Das liegt vor allem daran, dass über 1.500 Veranstaltungen an rund 100 Veranstaltungsorten stattfinden - von Abendgebeten in Kirchen am Stadtrand bis zu Großkonzerten in der Innenstadt ist alles dabei. Für jede Veranstaltungsstätte wurde geprüft, ob vorhandene Sicherheitskonzepte übernommen werden können oder ob ein neues Konzept erarbeitet werden muss. Was genau darin steht, wollen Veranstalter und Behörden aus Sicherheitsgründen nicht bekannt geben. Was bekannt ist: Alle Beteiligten haben gemeinsam verschiedene Szenarien durchgesprochen und Pläne für den Ernstfall erstellt. Während des Kirchentags gibt es eine gemeinsame Einsatzleitung.
Keine konkrete Gefahr - aber angespannte Sicherheitslage
Auch das niedersächsische Innenministerium war beratend an der Sicherheitsplanung für den Kirchentag in Hannover beteiligt. Auf Anfrage des NDR Niedersachsen heißt es aus dem Ministerium, es gebe keinen Hinweis auf eine konkrete Gefährdung der Veranstaltung. Allerdings erfordere die allgemeine Sicherheitslage besondere Aufmerksamkeit. Deshalb wurde das Sicherheitskonzept laut Ralf Sonnenberg, Leiter des Eventmanagements der Stadt Hannover, seit Anfang des Jahres noch einmal deutlich verschärft. "Wir haben sehr lange und sehr intensiv gearbeitet. Dabei sind natürlich auch die Geschehnisse der letzten Monate eingeflossen. Je nach Ereignis der vergangenen Wochen haben wir die Sicherheitskonzepte angepasst und entsprechende Maßnahmen wie Halteverbote oder technische Sperren beschlossen."
Polizei erwartet täglich bis zu 150.000 Kirchentag-Besucher
Sichtbar für alle sind zum Beispiel die 250 Betonpoller, die im Bereich der Innenstadt aufgestellt worden sind - eine für Hannover eher unübliche Schutzmaßnahme. Bislang hatte man bei Großveranstaltungen meist darauf verzichtet und stattdessen vor allem mit Polizeifahrzeugen die Zufahrten blockiert. Klar ist auch: Es wird viel Polizei unterwegs sein. Wie viele Beamtinnen und Beamte genau im Einsatz sind, wollen die Behörden nicht sagen. Die Polizei rechnet mit noch mehr Besuchern als die Veranstalter - nämlich bis zu 150.000 täglich. Am Opernplatz, am Platz der Menschenrechte und gegenüber dem Neuen Rathaus am Friedrichswall sind laut den Einsatzkräften drei zusätzliche Kameras installiert worden. Zudem gilt für weite Teile von Hannovers Innenstadt eine Drohnenverbotszone.
Hitze könnte ein großes Problem werden
In den vergangenen Jahren sei es immer wichtiger geworden, auch das Thema Hitze zu bedenken, heißt es vom Kirchentag. Laut Wettervorhersage könnte es am Donnerstag in Hannover bis zu 27 Grad warm werden. Im Sicherheitskonzept ist ganz konkret vorgeschrieben, wo zum Beispiel in Warteschlangen Schatten geschaffen werden kann, wo Wasser verteilt wird und ob Hallen vorgehalten werden müssen, in die große Menschenmengen gebracht werden können, um sie vor Hitze zu schützen.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 30.04.2025 | 06:00 Uhr