
Baden-Württemberg Mannheim: "Circus Inclusioni" lebt die Inklusion im Zirkuszelt
Wie sieht eine Welt für alle aus? Beim "Circus Inclusioni" zeigen Menschen mit und ohne Behinderung, was Inklusion für sie bedeutet. Mit viel Humor, Musik und starken Texten.
Am Sonntagabend war der "Circus Inclusioni" im Zelt des Zirkus Paletti in Mannheim zu Gast. 25 Menschen mit und ohne Behinderung präsentierten gemeinsam ein buntes Programm. Mit viel Gesang und künstlerischen Darbietungen. Das Motto: Gemeinsam verschieden sein. Die Message: Das Leben ist das, was man daraus macht, und Inklusion macht Spaß.
Was ist das Besondere am "Circus Inclusioni"?
Die Tiere sind aus Stoff, die Tricks und künstlerischen Einlagen funktionieren (mit Absicht) nicht auf Anhieb und Spaß steht hier vor Perfektion. Hinter dem Konzept steckt der sogenannte Heidelberger Beschwerdechor. Dieser entstand vor elf Jahren an einem Freiwilligentag der Metropolregion Rhein-Neckar. In Zusammenarbeit mit dem Beirat von Menschen mit Behinderungen der Stadt Heidelberg.
Man wollte den Menschen damals alle Themen rund um Behinderungen näher bringen, ohne belehrend und zu negativ zu sein, erinnert sich Mitgründerin Michaela Schadeck. Dass daraus irgendwann ein Verein und ein abendfüllendes Programm zum Thema Inklusion wird, hätte damals niemand erwartet. Das mache sie stolz. Bei dem bunten Programm könnten die Mitglieder auch ihre anderen Talente zeigen und gemeinsam Vielfalt feiern.
Menschen mit Behinderungen teilen Geschichten aus dem Leben
Ihre Lieder schreiben sie selbst und erzählen darin vom Alltag der Menschen mit Behinderungen - jeglicher Art. Nicht alle Behinderungen seien sichtbar, erklärt Ute Richter. Umso wichtiger sei es, darüber zu sprechen. Mit ihren Texten verleihen sie selbst der schwersten Thematik ein Augenzwinkern. Richter ist seit Beginn dabei und wird im Chor für ihre kreativen, kritischen und vielseitigen Texte geschätzt.
Für sie sei das gemeinsame Musizieren wie eine Art Therapie. Auch nach elf Jahren gehen ihr die Ideen nicht aus. "Wir haben mehr Lieder als wir singen können", betont die 61-Jährige. So schreibt sie zum Beispiel in dem Lied "Alles viel zu hoch" von "unerreichbaren Tomaten" und der legitimen Frage, was man stattdessen in die Lasagne machen könnte.
Die Lieder thematisieren Barrieren, skurrile Erlebnisse und Alltägliches aus einem Leben mit Behinderung. Die Sängerinnen und Sänger bringen das Publikum dadurch zum Schmunzeln und zum Nachdenken. Unterhaltung steht für sie im Vordergrund. Bekannte Ohrwürmer wie von Sting oder den Prinzen werden umgedichtet und laden zum Mitsingen ein.
"Circus Inclusioni": Humor verbindet
Seit Beginn leitet Bernhard Bentgens den Heidelberger Beschwerdechor. Seit 2019 auch den "Circus Inclusioni". Bentgens hat jahrelange Erfahrung als Chorleiter und war fast 20 Jahre als Clown unterwegs. Sein humorvoller Ansatz kommt an.
Die Sängerinnen und Sänger lachen auch gerne über sich selbst. "Wenn ich erzähle, dass meine Fußpflege relativ günstig ist, sind die Leute erst mal konsterniert", erzählt Hermann, der in jungen Jahren nach einem Unfall seine Beine und seine Sehfähigkeit verloren hat. Für ihn und die anderen gehört Humor einfach zum Leben dazu und das wollen sie teilen.
Weil Humor die Herzen öffnet und Humor barrierefrei ist. Michaela Schadeck, Mitgründerin vom Beschwerdechor

Michaela Schadeck driftet durch die Manege, während ihre Haare im Nebel wehen und der Chor zu der Melodie von "Born to be wild" singt.
Menschen mit und ohne Behinderung haben das Bedürfnis nach Gemeinschaft
Der "Circus Inlcusioni" präsentiert eine Welt, in der alle einen Platz haben - und lädt das Publikum ein mitzumachen. Während des Programms und auch in der Pause gibt es interaktive Spiele und auch kleine Stände. Einer davon wird vom "Freizeitrentner" Michael betreut. Was ist ein "Inclusioni"? Steht auf einem Kartonschild. Darunter ein Vorhang. Wenn man ihn aufzieht, sieht man sich selbst im Spiegel.

Was ist ein „Inclusioni“? Steht auf einem Kartonschild. Wenn man den Vorhang darunter aufzieht, sieht man sich selbst im Spiegel. Es soll zeigen: Wir sind alle gleich, auch wenn wir verschieden sind.
Michael erklärt, dass jeder Mensch das Bedürfnis nach Gemeinschaft hat und wir alle "Inclusionis" sind. Er ist seit zwei Jahren mit dabei und begeistert von dem inklusiven Konzept.
Inklusion: Gemeinsam verschieden sein
Anlässlich des europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (5. Mai) beteiligt sich der "Circus Inclusioni" am 10. Mai an einer Aktion in Heidelberg.
Klagen bringe ihrer Erfahrung nach nichts, daher nutzen sie eine andere Strategie. Sie wollen ihre Lebensfreude teilen und machen auf humorvolle Weise auf die Belange von Menschen mit Behinderungen aufmerksam. Sie leben vor, was Inklusion für sie bedeutet: "Gemeinsam verschieden sein".
Sendung am Mo., 5.5.2025 18:00 Uhr, Landesschau Baden-Württemberg