
Ukraine-Verhandlungen Die Welt wartet auf Putins Antwort
Die Ukraine und ihre Verbündeten erhöhen den Druck auf Moskau. Ohne Fortschritte bei Waffenruhe-Gesprächen sollen neue Sanktionen folgen. Der ukrainische Präsident fordert, Putin solle direkt mit ihm verhandeln - doch der bleibt bisher eine Antwort schuldig.
Die Forderungen nach einer Teilnahme des russischen Präsidenten Wladimir Putin an den Ukraine-Verhandlungen werden immer deutlicher. Am Donnerstag sollen die direkten Gespräche in der Türkei starten - aber ob es dazu kommt, und auf welcher Ebene, ist noch offen. Die Angaben über Russlands Delegation bleiben vage, während der internationale Druck weiter steigt.
"Absolut alles in Russland" hängt von Putin ab
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht in der Teilnahme Putins die einzige Möglichkeit, eine Feuerpause zu erreichen. Denn nur Putin könne eine solche Waffenruhe durchsetzen, "absolut alles in Russland" hänge von ihm ab. "Es ist sein Krieg. Darum müssen auch die Verhandlungen mit ihm laufen", so Selenskyj.
Zu weiteren Verhandlungsschritten seien die Ukrainer erst bereit, wenn es eine Waffenruhe gebe, betonte Selenskyjs Stabschef Andrij Jermak. Auch der ukrainische Präsident selbst sagte: "Wenn er den Schritt unternimmt und erklärt, dass er zu einer Waffenruhe bereit ist, dann öffnet das den Weg für die Diskussion aller Elemente zur Beendigung des Krieges."
Dass Selenskyj selbst in die Türkei reisen wird, hatte er in den vergangenen Tagen immer wieder betont - ebenso wie seine Zweifel, dass Russland wirklich zu Verhandlungen bereit sei. "Russland redet viel über direkte Verhandlungen, aber wenn es zur Sache geht, dann verstecken sie sich."
Er werde in Ankara am Donnerstag gemeinsam mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan auf Putin warten, sagte Selenskyj. Er sei aber auch bereit, gemeinsam mit Erdogan nach Istanbul zu reisen, sollte Putin sich lieber dort treffen wollen.
Moskau bleibt vage
Die russischen Reaktionen bleiben spärlich. Russland ist nach den Worten seines Vize-Außenministers Sergej Rjabkow bereit zu ernsthaften Gesprächen mit der Ukraine. Die Regierung in Moskau hege aber Zweifel, dass die Ukraine dies sei. "Es ist verfrüht, Vorhersagen zu treffen", sagte Rjabkow den staatlichen russischen Nachrichtenagenturen Tass und RIA. Russland erwarte direkten Kontakt mit der ukrainischen Delegation, zitierte Tass den Vize-Außenminister. Wer zur russischen Delegation gehören wird, blieb allerdings unklar.
Kremlsprecher Dmitri Peskow wiegelte Nachfragen von Journalisten zu einem möglichen Selenskyj-Putin-Treffen ab: "Die russische Seite bereitet sich weiter auf die für Donnerstag geplanten Gespräche vor. Das ist alles, was wir zu diesem Zeitpunkt sagen können. Wir haben derzeit nicht vor, dies weiter zu kommentieren."
US-Außenminister Rubio wird anreisen
Aber der internationale Druck auf Moskau wächst: Mit Außenminister Marco Rubio kündigte US-Präsident Donald Trump heute einen hochrangigen Vertreter der USA an. "Die Gespräche finden in dieser Woche in der Türkei statt, wahrscheinlich am Donnerstag, und sie könnten zu guten Ergebnissen führen", sagte Trump während eines Besuchs in Saudi-Arabien. Er selbst hatte seine Teilnahme zumindest nicht ausgeschlossen. Auch die beiden US-Sonderbeauftragten Steve Witkoff und Keith Kellogg sollen an den Gesprächen teilnehmen.
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas zeigte sich skeptisch gegenüber einer russischen Teilnahme. Russland sei nicht interessiert an Frieden, spiele Spiele und versuche, Zeit zu kaufen, so Kallas. Bundeskanzler Friedrich Merz betonte, nun sei es an Putin, "dass er dieses Verhandlungsangebot seinerseits annimmt und einem Waffenstillstand zustimmt".
Verbündete erneuern Sanktionsdrohungen
Selenskyj erwartet "harte Sanktionen" der USA und der Europäischen Union gegen Russland, sollten die Gespräche nicht stattfinden. "Dies sollte das stärkste Sanktionspaket sein", forderte er. Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Polen hatten Russland bereits Konsequenzen angedroht, sollten die Kampfhandlungen nicht bis zur vergangenen Nacht aufhören. Die Frist lief aus, die Angriffe gingen weiter - und die Ukraine-Verbündeten erneuerten ihre Drohungen noch einmal.
Merz drohte Russland erneut EU-Sanktionen an, wenn es bis Ende der Woche keine Fortschritte bei den Verhandlungen mit der Ukraine gibt. "Wir sind uns einig, dass für den Fall, dass es in dieser Woche nicht zu einem wirklichen Fortschritt kommt, wir dann gemeinsam auch auf europäischer Ebene für eine deutliche Verschärfung der Sanktionen eintreten wollen."
EU bereitet laut Merz Sanktionen vor
Die EU bereite bis Ende des Monats bereits neue Sanktionen gegen Russland vor, unter anderem zur russischen Schattenflotte sowie zum Zugriff auf russische Vermögenswerte, so Merz. Es sollten auch die Länder in der EU, die noch zögern, überzeugt werden. Auch Verteidigungsminister Boris Pistorius mahnte eine Verschärfung westlicher Sanktionen gegen Russland und mehr militärische Unterstützung für die Ukraine an.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron brachte ebenfalls weitere Sanktionen gegen Russland ins Spiel. Diese sollten in den kommenden Tagen verhängt werden, falls die Regierung in Moskau eine Feuerpause nicht umsetze, sagt Macron. Es könnten Finanzdienstleistungen sowie Öl und Erdgas betroffen sein.