Demonstrantinnen rufen Slogans während einer Kundgebung gegen den Austritt der Türkei aus der Istanbul-Konvention

Femizide in der Türkei Ermordet, obwohl Behörden das Risiko kannten

Stand: 26.05.2022 06:00 Uhr

Trotz gerichtlicher Anordnungen, sich von ihnen fernzuhalten, haben in der Türkei mehrere Männer ihre Ex-Partnerinnen ermordet. Ein Bericht von Human Rights Watch zeigt, wie der Staat beim Frauenschutz versagt.

Im Juni vergangen Jahres erschießt der Türke Esref A. seine 38-jährige Frau Yemen vor ihrem Haus in der zentralanatolischen Stadt Aksaray, so ein Bericht des Türkeibüros der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Zuvor hatten Gerichte A. viermal aufgefordert von seiner Frau Abstand zu halten, nachdem er sie im Zuge eines Scheidungsverfahrens wiederholt belästigt hatte.

Ein Anwalt der Opferfamilie sagte der Menschenrechtsorganisation, A. habe auch nach der dritten und der vierten gerichtlichen Anordnung seine Frau aufgesucht und bedroht. Jedoch habe das Gericht keinerlei Konsequenzen - wie etwa eine Kurzzeithaft - gezogen, weil laut Gericht die Beweise für die Missachtung der Anordnung sowie die Bedrohung fehlten.

Teilnehmerinnen einer Demonstration zum Internationalen Frauentag in Ankara.