
Konflikt um Kaschmir Indien beschuldigt Pakistan weiterer Angriffe
Der Kaschmir-Konflikt beruhigt sich weiter nicht. Pakistan hat nach indischen Angaben Ziele entlang der Westgrenze Indiens angegriffen. US-Vizepräsident Vance erklärte derweil, ein Krieg der Länder ginge die USA nichts an.
Pakistanische Streitkräfte haben der indischen Armee zufolge in der Nacht mehrere Angriffe mit Drohnen und anderen Waffen entlang der gesamten Westgrenze Indiens gestartet. Die Drohnenangriffe seien wirksam abgewehrt worden, teilte Indiens Militär mit.
Zudem habe Pakistan an der De-facto-Grenze in der Region Kaschmir gegen Waffenstillstandsvereinbarungen verstoßen, auf die man reagiert habe. Auf alle "schändlichen Pläne" werde man mit Macht antworten. Laut der indischen Grenzschutztruppe wurde am Donnerstagabend ein "größerer Infiltrationsversuch" in der Region Samba in Kaschmir vereitelt.
Der pakistanische Informationsminister Attaullah Tarar bezeichnete die Mitteilung der indischen Armee als unbegründet und irreführend. Pakistan habe keine "offensiven Aktionen" in Gebieten im indischen Teil Kaschmirs oder jenseits der Landesgrenze unternommen.
1947 entließen die Briten den indischen Subkontinent in die Unabhängigkeit und teilten diesen auf. Aus der Teilung entstand neben dem überwiegend hinduistischen Indien der neue Staat Pakistan für Muslime. Die gewaltvoll verlaufene Teilung nährt bis heute eine erbitterte Rivalität. Seit ihrer Unabhängigkeit führten beide Länder drei Kriege gegeneinander, zwei davon um Kaschmir.
In der Region Uri gab es auch am heutigen Freitag weiterhin schweren Artilleriebeschuss, wie ein Vertreter der Sicherheitsbehörden sagte. "Mehrere Häuser fingen Feuer und wurden durch den Beschuss im Uri-Sektor beschädigt. Eine Frau wurde getötet und eine weitere verletzt."
In der indischen Grenzstadt Amritsar heulten am Morgen mehr als zwei Stunden lang die Sirenen. Die Bewohner wurden aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben. In der Region Bikaner im indischen Bundesstaat Rajasthan bleiben Schulen geschlossen. Bewohner aus Orten nahe der pakistanischen Grenze wurden gebeten, in weiter davon entfernte Orte zu Verwandten oder von der Regierung gestellte Gebäude zu gehen. In der Stadt Bhuj in Gujarat stehen den Behörden zufolge Reisebusse bereit, um Bewohner zu evakuieren.

"Indien und Pakistan führen Gespräche"
Auslöser des neu entfachten Konflikts zwischen den Atommächten war ein Anschlag auf indische Touristen, bei dem am 22. April im indischen Teil Kaschmirs 26 Menschen erschossen worden waren. Indien wirft Pakistan die Unterstützung des Anschlags vor, die pakistanische Regierung weist die Vorwürfe zurück.
Zwei Wochen später griff Indien dann Ziele in Pakistan an. Nach indischen Angaben waren dies Schläge gegen die Infrastruktur von Terrororganisationen und nicht auf staatliche, pakistanische Einrichtungen. Bei Beschuss durch beide Seiten wurden seit Mittwoch mindestens 47 Menschen getötet.
Am Donnerstag hatte der pakistanische Botschafter in den USA, Rizwan Saeed Sheikh, erklärt, Pakistan behalte sich das Recht vor, zurückzuschlagen. "Jetzt liegt die Verantwortung für die Deeskalation bei Indien, aber es gibt Einschränkungen bei der Zurückhaltung", sagte er in einem Interview mit dem Sender CNN.
Indien und Pakistan hätten aber auf der Ebene ihrer jeweiligen Nationalen Sicherheitsräte Kontakt und führten Gespräche. Die derzeitige Eskalation und auch die Rhetorik müssten aufhören, fügte er hinzu.
Vance: "Krieg zwischen Indien und Pakistan geht uns nichts an"
Auch US-Vizepräsident JD Vance rief beide Länder dazu auf, die Spannungen zu deeskalieren. In einem Interview mit Fox News fügte er aber hinzu, dass die USA die atomar bewaffneten asiatischen Nachbarn nicht kontrollieren könnten.
Ein möglicher Krieg zwischen Indien und Pakistan gehe die USA nichts an. "Was wir tun können, ist zu versuchen, diese Leute zu ermutigen, ein wenig zu deeskalieren. Aber wir werden uns nicht in einen Krieg einmischen, der uns im Grunde nichts angeht und nichts mit Amerikas Fähigkeit zu tun hat, ihn zu kontrollieren", sagte Vance.
Indien geht gegen Onlinekonten aus Pakistan vor
Unterdessen hat Indien den Onlinedienst X nach dessen Angaben angewiesen, mehr als 8.000 Nutzerkonten zu sperren. Offenbar ist dies Teil eines groß angelegten indischen Vorgehens gegen Onlinekonten von pakistanischen Politikern, Prominenten und Medienorganisationen.
Das Unternehmen von US-Tech-Milliardär Elon Musk sei mit den Forderungen nicht einverstanden, habe aber den Prozess eingeleitet, um die angegebenen Konten in Indien zu blockieren, erklärte die zuständige Abteilung bei X.
Die Forderung Neu-Delhis zielt demnach auch auf internationale Nachrichtenorganisationen und andere prominente Nutzer ab. Bei Nicht-Befolgung drohten den lokalen Mitarbeitern erhebliche Geld- und Gefängnisstrafen, hieß es in der Erklärung.
Dies sei keine leichte Entscheidung. Es sei aber wichtig, die für den Informationszugang wichtige Plattform in Indien offen zu halten. Am Vortag hatte der US-Konzern Meta bei Instagram eine prominente muslimische Nachrichtenseite in Indien auf Wunsch Neu-Delhis gesperrt.